Musiksalon
Der Musiksalon schließt sich unmittelbar an den Empfangssalon an, seine Dekoration ist nicht nur von Stuck entworfen, sondern auch weitgehend von ihm ausgemalt. Seine monumental theatralische Wirkung erhält der Raum durch seinen bühnenartigen Charakter, intensivste Farb- und magische Lichteffekte. Der Betrachter findet sich inmitten der illusionistischen Architekturmalerei eines Atriums und blickt durch den roten Dachstuhl und eine Pergola in den sternenglänzenden Nachthimmel, frei nach dem Vorbild pompejianischer Wandmalerei. Bildfelder nach früheren Gemälden Stucks wie Belauschung (1890), Die Wippe (um 1898), Der Tanz (1894), Ringeltanz (1899) und Ornamente sind in ein Rahmensystem hineinkomponiert. Stuck selbst war nur wenig der Musik zugetan, seine Frau Mary trat als begabte Sängerin auf, im Musiksalon fanden Konzerte statt. Das Bildprogramm der Hauptwände ist Gesang und Tanz gewidmet. Die Wand am Eingang zum Speisesaal schmückt Orpheus mit der Lyra, sie ist der appolinisch-musischen Sphäre gewidmet. Unter Orpheus steht die Inschrift: »Wenn Orpheus sang, dann kamen die Thiere der Erde, die Vögel der Luft, die Fische im Wasser und lauschten.«
Auf der gegenüberliegenden Wand steht ihm Pan, die dionysische Sphäre und der Tanz, gegenüber. Stucks berühmtes Relief der Tänzerinnen ist auch im Alten Atelier und im Künstlergarten zu finden. Die weihevolle Wirkung des Raumes wird durch den figuralen Schmuck, von Stuck farbig getönt, gesteigert. Wie eine Weihefigur wirkt im Zentrum der Orpheuswand die Nachbildung einer schreitenden Artemis der Archaik aus Pompeji (Museo Nazionale, Neapel). Pallas Athene, die Göttin der schönen Künste, steht von Säulen gerahmt in einer Nische (Kopie vom Westgiebel des Aphaiatempels in Ägina, Glyptothek München).
Ein illusionistisches Himmelsgewölbe mit goldenen Sternen und Sternzeichen, Sphärenkreisen, der Milchstrasse und einem Kometen auf dunkelblauem Grund überspannt den Raum, seine Mitte bildet eine elektrische Leuchte in Form einer Sonne.
Die Möbel im Musiksalon, sieben Stühle und zwei Bergèren, sind ebenfalls von Franz von Stuck entworfen. Die Bemalung der Stühle mit Efeuranken, Voluten und Dreiecken imitiert Elfenbeinintarsien.
Alle Inschriften im Musikzimmer sind der Musik gewidmet: Über dem Durchgang zum Empfangssalon: »Der Mann, der nicht Musik hat in ihm selbst, den nicht Eintracht süßer Töne rührt, taugt zum Verrat, zur Räuberei und Tücken. Trau keinem solchen.« (William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig). Über dem Fenster zur Pergola: »Sieh wie die Himmelsflur ist eingelegt mit Scheiben lichten Goldes. Auch nicht der kleinste Kreis, den du da siehst, der nicht im Schwunge wie ein Engel singt.« (William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig). Auf schwarzen Farbflächen stehen die Namen berühmter Komponisten: Bach, Händel, Gluck, Haydn, Schubert, Cornelius,Weber,Wagner, Mozart und Beethoven.