Die Jugend der ModerneArt Nouveau und Jugendstil – Meisterwerke aus Münchner Privatbesitz -

Gestaltung KMS TEAM

Münchens Rang als Stadt des Jugendstils spiegelt sich in der Sammellust privater Kenner, die seit den 1960er Jahren gezielt herausragende Werke der letzten großen künstlerischen Reformbewegung zusammen trugen. In der Ausstellung »Die Jugend der Moderne. Art Nouveau und Jugendstil – Meisterwerke aus Münchner Privatbesitz« präsentiert das Museum Villa Stuck kaum gesehene Schätze des Jugendstils der Öffentlichkeit. Die Ausstellung aus Privatbesitz versammelt Objekte der wichtigsten europäischen und einiger amerikanischer Künstler, Entwerfer und Manufakturen. In Werken aus Frankreich und Belgien, den Niederlanden und Skandinavien, USA, Deutschland und Österreich/Ungarn offenbart sich eindrucksvoll die ganze Dynamik dieser europäischen Bewegung.

Mehr als 350 ausgewählte Objekte zeigen die gestalterische Bandbreite, derer sich die Künstler bedienten, um über alle Materialgrenzen hinweg einen „neuen Stil“ für das 20. Jahrhundert zu kreieren. Gemälde, Bronze oder Email, Holzschnitte und Fayencen, Silber und Tuschfederzeichnungen, alles wurde eingesetzt, im Versuch, mit neuen Prinzipien ein neues Zeitalter auszurufen. Darüber hinaus umfasst die Präsentation Möbel, Glas, Keramiken, Wandbehänge und Metallarbeiten sowie Graphiken und Skulpturen führender Künstler des Jugendstils, die Kunst und Leben ihrer Epoche umfassend reformieren und zu einer neuen Einheit zusammenführen wollten.

Edmond Lachenals Schalen mit tauchenden Fröschen um 1880 eröffnen die Chronologie, die sich über alle maßgeblichen Gattungen hinweg bis 1913/14 zieht. In diesem Jahr entwirft Henry van de Velde ein Porzellanservice für die Porzellanmanufaktur Ferdinand Selle in Burgau an der Saale, nach van de Velde »die erste Fabrik, deren Betrieb einzig auf die Fabrikation von Gegenständen im „modernen Stil“ gerichtet ist«.

Dabei bestechen Qualität und Einmaligkeit der gesammelten Werke: Höhepunkte sind Objekte der Pariser Avantgarde-Galerien „L' Art Nouveau“ von Siegfried Bing und „La Maison Moderne“ von Julius Meier-Graefe, Werke aus der Pariser Weltausstellung 1900 und Glanzlichter des Japonismus, der nicht nur in Europa eine wahre Welle der Begeisterung auslöste. Nicht zuletzt spielen die progressiven Entwicklungen des Jugendstils in München eine wichtige Rolle – für den Standort der Sammlungen und somit auch die Ausstellung „Die Jugend der Moderne“.

Die Künstlerliste versammelt das „Who is who“ aus Art Nouveau und Jugendstil von Adler bis Zumbusch. Die Liste der Manufakturen liest sich ebenfalls eindrucksvoll und zeigt den Reichtum, den die privaten Sammlungen vorweisen können: Bigot, Bing & Grøndahl, Clément Massier, Keller et Guérin, aber auch die Keramischen Werkstätten München-Herrsching und natürlich die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk, München, sind in der Ausstellung vertreten. Dennoch lässt die Präsentation keine abschließende Stildiskussion zu, sondern setzt subjektive Schwerpunkte dort, wo sich das jeweilige Interesse des Sammlers konzentriert. Das Alphabet der Künstler weist Lücken auf, die das Streifen zwischen den Objekten jedoch umso spannender machen.

Die Ausstellung steht in der Tradition von Wechselausstellungen, in denen sich das Museum Villa Stuck mit unterschiedlichen Aspekten der Zeit um 1900 auseinandersetzte, in der auch die Villa des Künstlerfürsten Franz von Stuck entstand: „Maß und Freiheit. Textilkunst des Jugendstils von Behrens bis Olbrich“ (2010), „Tiffany in neuem Licht. Clara Driscoll und die Tiffany Girls“ (2009/10), „Kabarett Fledermaus. 1907–1913 – Ein Gesamtkunstwerk der Wiener Werkstätte“ (2007/08), „L'Art Nouveau. La Maison Bing“ (2005), „München! Stadt des Jugendstils“ (2004), „Gürtelschließen im Jugendstil. Sammlung Kreuzer“ (2001/02) oder „Hector Guimard. Le Castel Béranger und Metropolitain Bolivar“ (1999).

Installationsansichten

Künstler*innen und Manufakturen

Adler, Aman-Jean
Beardsley, Behrens, Berlepsch-Valendas, Bernhard, Besnard-Dubray, Bieuville, Bonnard, Bouval, Bradley, Burger-Hartmann, Bussière, Butters
Carabin, Carrière, Carriès, Chaplet, Charpentier, Chéret, Christiansen, Colonna, Coulon
Daguet, Dammouse, Decoeur, Décorchemont, Delaherche, Diez, Laurent-Desrousseaux, Doat, Dufrène
Eckmann, Engelhardt, Erdt, Erler, Evenepoel
Feuillâtre, de Feure, Fidus, Finot, Fix-Masseau, Follot, Fortiny, de Frumerie
Gaillard, Gallé, Gradl, Grasset, Grust, Gurschner
von Habermann, Habich, Hahn Locher, Hansen-Reistrup, Haustein, Hazenplug, Hegermann-Lindenkrone, Heijtze, Heider, Heilmann, Heine, Hentschel, van der Hoef, Hofstätter, Hoetger, Hofmann
Jerndahl, Jossot
Kähler, Kirchner, Klinger, Kurzweil, Kyander-Elenius
Laeuger, Lajos, Larche, Lindström, Lévy-Dhurmer
McManus, Martin, Metzner, Minne, Morawe, Moser, Mucha
Obrist, Orazi
Pankok, Paul, Pellar, Point, Preetorius, Prytz
Ranson, Rault, Reed, von Reichenbach, Riemerschmid, Ringer, Rivière, Rossbach, Ruckteschell-Trueb, van Rysselberghe
Sandier, Sattler, Scharvogel, Schelink, Schmoll von Eisenwerth, Schmidt-Pecht, Schmuz-Baudiss, Smidth, Steinlen, Stevens, Strathmann, Stuck, Sütterlin
Taschner, Thesmar, Toorop, Toulouse-Lautrec
Ubbelohde
van de Velde, Vibert, Vierthaler
Wallander
Zumbusch

Bigot, Bing & Grøndahl, Brocard et Fils
Maison Cardeilhac, E. Colin & Cie
Dalpayrat, Théodore Deck, Delaherche, Dufraisseix et Abbot für L’Art Nouveau
Fils et Cie und Keller Frères
Töpferei Glatz
Herman August Kähler, Keller et Guérin, Königlich Kopenhagen
Edmond Lachenal, Johann Loetz Witwe, Louis Lourioux für La Maison Moderne
Louis Majorelle, Clément Massier, Mougin Fréres, Émile Muller, Großherzogliche Keramische Manufaktur, Darmstadt
Königliche Porzellanmanufaktur Meissen, Keramische Werkstätten München-Herrsching
Camille Naudot, Königliche Porzellanmanufaktur Nymphenburg
Ferdinand von Poschinger
Hugo Reinhold, Henry-Leon Charles Robalbhen, Rörstrands Porslinfabrik, Eugène Rousseau, Haagsche Plateelbakkerij Rozenburg
Emil Saeter, Porzellanmanufaktur Ferdinand Selle, Manufacture Nationale de Sèvres, Swaine & Co., Schule für Kunstweberei Scherrebek, Eduard Stellmacher & Co.
Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk
J. Winhart & Co.
Vilmos Zsolnay

Publikation

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation bei ARNOLDSCHE Art Publishers, herausgegeben von Margot Th. Brandlhuber und Michael Buhrs. Sie enthält Textbeiträge von Margot Th. Brandlhuber, Graham Dry, Martin Eidelberg, Alfred Ziffer, einen Tafelteil, detaillierte Einträge zu jedem Objekt, Biographien und Ausführungen zu den vertretenen Künstlern und Manufakturen.

540 Seiten
24,5 x 30,5 cm, 362 Farbabbildungen. Hardcover mit Schutzumschlag.
Deutsch
ISBN: 397-89790-3-338-8