M+M Fieberhalle -

M+M, Mad Mieter, 2019, Filmstill © M+M

In der speziell für das Ateliergebäude des Museums VILLA STUCK konzipierten Ausstellung »FIEBERHALLE« verzahnt das Münchner Künstlerduo M+M (Marc Weis und Martin De Mattia) seine aktuellen Filmzyklen zu einer labyrinthischen Gesamtinstallation. M+M nutzen eine gerüstartige Struktur, die die Besucher*innen frei durch die drei Ebenen des Ausstellungsgebäudes führt, um den physischen wie auch den Film-Raum zu fragmentieren und gleichzeitig zu erweitern. So entsteht ein »Haus der Erzählung«, wie Fabienne Liptay es in ihrem Text im begleitenden Katalog nennt.

Die narrativen Knotenpunkte bestehen aus Doppelprojektionen, in denen sich die Erzählebenen ineinander schieben und psychologische Zwischenräume entstehen, sich Abgründe auftun, in die M+M die Betrachter förmlich hineinziehen. Der Protagonist (dargestellt von Christoph Luser) findet sich so in kontrastiv emotionalen Situationen wieder, die von so unterschiedlichen Motiven geprägt sind wie Gewalt, Zärtlichkeit, Mordlust, Sexualität, familiäre Abgründe.

Der im Zeitraum von fast sieben Jahren entwickelte Filmzyklus »7 Tage« sowie die zuletzt hinzugekommene Arbeit »Der 8. Tag« bilden die Grundelemente des Parcours. Referenzen zu Filmen wie Alan Parkers »Angel Heart« (1987), John Badhams »Saturday Night Fever« (1977), Dario Argentos »Tenebre« (1982) oder Stanley Kubricks »The Shining« (1980) sind zumeist nur unterbewusst zu erahnen. Durch die Dialoge, die Musik und die Kameraführung entstehen höchst suggestive Momente, denen die wechselhafte Hauptfigur in den unterschiedlichen Szenen ausgesetzt ist.

Einen besonderen Abschluss bietet das speziell für die Ausstellung entwickelte 3D-Video »Mad Mieter«. Protagonistin ist in diesem Fall eine Gottesanbeterin, die in einer bürgerlich eingerichteten Mietswohnung lebt, wo es nach einem anfänglich noch beschwingt anmutenden Techtelmechtel zu einem grausamen Ende kommt. Diese neue Arbeit wird für die Besucher*innen der Ausstellung in 3D aufgeführt und ist mit einer Partitur unterlegt, die der Komponist Moritz Eggert verfasst hat.

So entsteht im Zusammenspiel der Installationen ein verstörendes und multiperspektivisches Environment über zwischenmenschliche Beziehungen und das Ringen um Identität. »Nichts nacheinander und nichts hintereinander. / Alles nebeneinander und gleichzeitig. / Sich in allen Zeiten parallel befinden. / Sich in alle Richtungen bewegen./ [...] Das Erlebnis aus der Linearität der Erzählung befreien.« So beschreiben M+M in einem 2012 publizierten Manifest diesen Aspekt ihrer filmischen Arbeit. M+M bemächtigen sich der Filmsprache, um ein zentrales gesellschaftliches Thema, die Entstehung und Auflösungserscheinungen von Identität anzusprechen: als Individuum, als Paar, als Kollektiv.