Das Museum VILLA STUCK präsentiert eine umfassende Werkschau von Lisa Walker, geboren 1967 in Wellington, Neuseeland. Sie gilt als eine der einflussreichsten zeitgenössischen Schmuckmacherinnen. Walker verwandelt alltägliche Objekte in Schmuck und untersucht dabei auch grundlegende Fragen der Bedeutung von Schmuck und seiner Verbindungen zum zeitgenössischen Leben, zur Kunst und zur Gesellschaft.
Zu sehen sind annähernd 250 Arbeiten von Lisa Walker aus drei Jahrzehnten. Ergänzt werden die Objekte durch zehn Fotografien, die den Schmuck von Lisa Walker mit seinen Träger*innen zeigen.
Die Ausstellung ist in drei Kapitel unterteilt:
Dunedin, 1988 – 89 | Auckland, 1992 – 1995
Lisa Walker hat von Beginn an hinterfragt, was Schmuck bedeuten und sein kann. Als Studentin in Dunedin, Neuseeland, lernte sie in den späten 1980er-Jahren das Goldschmiedehandwerk bei Georg Beer, »ein unglaubliches Geschenk«, wie sie selbst sagt. Walker baute auf diesen Fähigkeiten auf und experimentierte mit ungewöhnlichen Materialien und Verfahren wie Wolle und Weben. Walker reiste in diesen Jahren oft ins Ausland und ließ sich schließlich 1992 in Auckland, nieder. Sie forschte weiter an neuen Techniken, ihr Schmuck entwickelte sich zu rohen, natürlichen Formen – oft inspiriert von Stränden und Wäldern.
München 1995–2009
Nachdem sie 1995 nach München gezogen war, schlug Walker mit ihrer Arbeit eine neue Richtung ein. Ihr sechsjähriges Studium bei Otto Künzli an der Akademie der Bildenden Künste München hat sie dazu inspiriert, alles, was sie in ihrer bisherigen Ausbildung gelernt hat, »zu verlernen«. Walker begann, Klebstoff, den »Schmuckbetrüger« als sichtbares Material zu verwenden und warf damit die Frage auf: »Warum sollten wir ihn verstecken?« Gleichzeitig führte sie ungewöhnliche – oft weggeworfene – Materialien in ihre Arbeiten ein, Stoff, Pappe genauso wie Staub und Schmutz vom Boden ihres Ateliers. Was ist Schönheit? Wie verhält sich Schmuck zu Populärkultur, Kunst und Leben? Das sind Fragen, die Walker in ihrer Arbeit untersucht.
Wellington, 2009-2020
Zurück in Neuseeland lotet Lisa Walker noch immer die Grenzen der zeitgenössischen Schmuckgestaltung aus. Sie lässt sich von lokalen ebenso wie von internationalen Einflüssen inspirieren, von Politik bis zu Comics. Lisa Walkers immerwährende Frage, »Wie weit kann ich mit dem gebrauchsfertigen oder zufällig gefundenen Objekt gehen?«, beantwortet sie selbst ganz direkt: »Alles ist Nahrung für Kunst.«
Über die Künstlerin
1967 Geboren in Wellington, Neuseeland
1988-89 Studium Craft and Design, Otago Polytech Art School, bei Georg Beer, Dunedin, New Zealand
1990-91 Reisen in Australien, Grossbritannien und Asien
1992 Gründungsmitglied »Workshop 6« Auckland, Neuseeland
Seit 1992 Zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen.
1995-2001 Studium bei Prof. Otto Künzli, Akademie der Bildenden Künste München
2002-2009 Atelier in München
Seit 2010 Atelier in Wellington, Neuseeland
ÖFFENTLICHE SAMMLUNGEN
Otago Polytechnic, Dunedin, Neuseeland
Auckland Museum, Auckland, Neuseeland
Te Papa Museum, Wellington, Neuseeland
Dowse Art Museum, Wellington, Neuseeland
Schmuck Museum, Pforzheim
Danner Stiftung, Pinakothek der Moderne, München
Die Neue Sammlung, München
Sammlung Francoise Van Den Bosch, Amsterdam, Holland
Stedelijk Museum’s Hertogenbosch, Holland
Musée Arts Décoratifs, Paris, Frankreich
National Gallery of Victoria, Melbourne, Australien
Middleborough Institute of Modern Art, Middleborough, England
Powerhouse Museum, Sydney, Australien
Sammlung David Walsh, MONA, Hobart, Australien
Röhsska Museum, Stockholm, Schweden
Coda Museum, Apeldoorn, Holland
Städtische Sammlung, Cagnes-sur-Mer, Frankreich
PREISE
1992 New Zealand Arts Council Grant
1995 Creative New Zealand Grant (auch 2005, 2010, 2011, 2013, 2018)
1997 Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
1996-2001 Stipendium Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
2001 Meisterschülerin bei Prof. Otto Künzli
2006 Steiner Stiftung Munich
2007 Förderpreis der Stadt München
2008 Darling Publications Award – Best Jeweller of the Year
2010 Francoise van den Bosch Award, Amsterdam
2015 New Zealand Arts Foundation Laureate Award
2016 Diagonal Jewellery "Nobel" Prize, Schweden
Distinguished Alumini Award, Otago Polytechnic, Dunedin
PUBLIKATIONEN (AUSWAHL)
LISA WALKER. Dokumentation der Abschlussausstellung an der Akademie der Bildenden Künste München, 2004
LISA WALKER. SCHMUCK/JEWELLERIES. Förderpreis der Stadt München, 2007
LISA WALKER. UNWEARABLE. Dokumentation von Objekten und Projekten 1996-2007, 2008
LISA WALKER. WEARABLE. Dokumentation von Objekten und Projekten 2008-2010, 2011. Anlässlich des Francoise van den Bosch Preis 2010.
LISA WALKER. 0+0=0, 2016
LISA WALKER. A CHILDREN´S GUIDE TO THE JEWELLERY (AND ART) OF LISA WALKER, 2019
AN UNRELIABLE GUIDE TO JEWELLERY BY LISA WALKER. 2019
Publikation
An unreliable guidebook to jewellery by Lisa Walker
Herausgegeben von Kate Rhodes and Nella Themelios bei Perimeter, Melbourne. Die erste Auflage, erschienen 2019 zur Ausstellung »Lisa Walker: She wants to go to her bedroom but she can’t be bothered«, RMIT Design Hub Gallery, Melbourne, ist vergriffen. Eine zweite, erweiterte Auflage ist im Buchhandel erhältlich.